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Mittwoch, 7. August 2019

[Rezension] The Hurting

© https://www.carlsen.de/chicken-house

Nell glaubt nicht an die Liebe auf den ersten Blick - bis sie Lukas begegnet. Dem attraktiven und irgendwie wilden Jungen im Wolfsmantel. Mit Lukas wird ihr Leben schöner, mit ihm kann sie glücklich sein. Doch Lukas verfolgt einen finsteren Plan und als Nell das begreift, ist sie schon mitten im Nirgendwo, hat ein Kind entführt und wird von der Polizei gesucht. Und hier, in der Einsamkeit norwegischer Wälder, beginnt für sie ein Überlebenskampf gegen die Natur, gegen Wölfe, gegen den Schmerz und gegen den Jungen, den sie liebt.


Der Einstieg beginnt direkt mit einem kleinen Ausblick auf die Zukunft. Nell steht mit einem Baby auf einem Berg mitten im Nirgendwo und befindet sich auf der Flucht. Wie es dazu kommt wird erst nach und nach erklärt und als Leser hatte ich fast bis zum Schluss viele Fragezeichen in meinem Kopf.

Nell war für mich teilweise eine schwieriger Charakter, da ich ihr Handeln nicht immer nachvollziehen konnte. Sie tut alles für ihren Vater und ihre Schwester und das über ein gesundes Maß hinaus bis hin zur Selbstaufgabe. Ich hätte sie mehrmals gerne gepackt und durchgeschüttelt, damit sie aufwacht und begreift was hier eigentlich falsch läuft. 
Ihr Vater selbst ist ein religiöser Fanaktiker für den nur das Wohl seiner krebskranken Tochter Harper zählt. Wie es Nell geht oder was sie gerne möchte, interessiert ihn überhaupt nicht. Das hat mich so wütend gemacht! Denn klar ist es schlimm eine so kranke Tochter zu haben und es erfordert unheimlich viel Kraft diese Zeit durchzustehen. Dennoch sollte er darüber hinaus sein zweites Kind nicht einfach vergessen oder ignorieren. 
Harper selbst war mir auch nicht so richtig sympathisch. Ihr Schicksal tat mir leid, aber wie oft sie die "Krebskarte" gegenüber ihrer Schwester ausspielt nur um ihren Willen zu bekommen, fand ich nicht in Ordnung. Auch versucht sie permanent jeden kleinen Glücksmoment von Nell zu zerstören, da sie selbst ja doch sehr eingeschränkt ist.
Es war daher gut nachvollziehbar, dass Nell sich wie eine Ertrinkende an den mysteriösen Lukas klammert, in der Hoffnung ihrem Alltag entfliehen zu können. 

Die Thriller-Elemente kommen erst ab der zweiten Hälfte der Geschichte zum Vorschein. Hier wurde es dann direkt deutlich spannender, wobei ein klarer Höhepunkt für mich ausblieb. Dafür war mir die zuvor so naive Nell plötzlich viel zu tough und berechnend und alles verlief doch recht vorhersehbar und glatt. Insgesamt eine gute Grundidee, die jedoch ein paar Minuspunkte in der Umsetzung einbüßen muss. Trotz allem war ich die ganze Zeit gefesselt und hatte das Buch auch wirklich flott ausgelesen.


Die düstere Atmosphäre und die zerrissenen Charaktere machen diesen Jugendthriller zu einem ganz besonderen Erlebnis. Auch wenn für mich nicht alles stimmig war hat mich die Geschichte sehr gut unterhalten und ich spreche gerne eine Leseempfehlung aus. 


Samstag, 3. August 2019

[Rezension] Auf einer Skala von 1 bis 10

© chickenhouse.de

Iris ist tot. Und Tamar sitzt in Lime Grove, einer geschlossenen Jugendpsychiatrie, wo sie den ganzen Tag lang sinnlose Fragen beantworten soll. Wie fühlst du dich, auf einer Skala von 1 bis 10? Du weißt schon, dass du dich nicht normal verhältst? Was genau ist eigentlich passiert? Aber Tamar sagt nichts. Sie kann einfach nicht erzählen, was mit Iris geschehen ist. Das Monster lässt es nicht zu. 


Irist ist tot und die letzte, die sie lebend gesehen hat ist Tamar. Die wiederum sitzt nun in einer Jugendpsychiatrie und kann und will einfach nicht darüber sprechen, was mit Iris geschehen ist. Sie ist verstört, depressiv, verletzt sich selbst. Daher soll sie nun Hilfe in Lime Grove bekommen. 

Als Leser begleitet man Tamar vom ersten Tag in der Klinik an. Mieses Essen, gefühlt tausend dämliche Regeln und sinnlose Therapiegespräche. So sieht nun also ihr Alltag aus. Dabei lernt man auch einige andere Patienten kennen, die ich allesamt sehr gerne mochte. 

Die Geschichte selbst wird aus der Ich-Perspektive von Tamar erzählt, wobei sich zwei verschiedene Zeitebenen abwechseln. Zum einen erleben wir das Hier und Jetzt, also Tamars Zeit in der Klinik. Und dann gibt es noch ein vorher, als Iris noch am Leben war. 

Für mich hätte das Buch auf jeden Fall noch etwas länger sein können. Die Therapiestunden mit Dr. Flores waren mir zu kurz und wenig detailliert. Hier hätte ich mir mehr Einblicke gewünscht. Insgesamt ist Tamar wohl für viele Monate in Behandlung, das wird im Buch allerdings nicht eindeutig vermittelt. 

Bei diesem Buch handelt es sich um keine leichte Kost. Auf der Rückseite findet sich auch eine Triggerwarnung, dass die Geschichte Selbstverletzung und suizidales Verhalten behandelt. Diesen Hinweis finde ich sehr sehr gut, dass das Buch wirklich nicht für jeden geeignet ist. Auch würde ich es nicht für Jugendliche unter 14 Jahren empfehlen. 
Ich selbst hätte mir den Inhalt sogar etwas extremer vorgestellt, aber die ein oder andere Szene ging dann doch unter die Haut.
Ich finde es sehr gut, dass solche ernsthaften Themen in Jugendbüchern behandelt werden. Es sollte viel mehr Lektüren dieser Art geben, damit psychische Erkrankungen und ähnliche Themen endlich keine Tabus mehr sind.


Ein schonungsloser Roman, der im Kopf bleibt und für die Ausmaße psychischer Krankheiten sensibilisiert.