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Sommer 1948: Die 16-jährige Martha ist aus Ostpreußen nach Bayern geflüchtet. Mit ihrem Vater wohnt sie in einem ausrangierten Bahnwaggon am Rand des Dorfes.
Um den Waggon ranken sich Gerüchte, vor allem um seinen früheren Bewohner Alois Roth. Der Mann ist in der Nazizeit spurlos verschwunden. Martha beginnt nachzufragen. Aber im Ort möchte niemand darüber sprechen. Es gibt Dinge, die sollte man besser ruhen lassen, heiß es nur. Doch Martha lässt sich nicht beirren. Sie will die Wahrheit herausfinden, auch wenn sie wehtut.
Bereits mit seinem vorheringen Roman "Nebel im August" hat Autor Robert Domes mich sehr berührt. Es ist doch noch einmal etwas ganz anderes, wenn man über Schicksale der NS-Zeit erfährt, die nicht irgendwo, sondern vor der eigenen Haustüre passiert sind. Und auch dieses Mal spielt der Roman im Allgäu der damaligen Zeit.
Martha ist zusammen mit einem Teil der Familie vor den Russen geflohen und kommt schließlich in Obergünzburg, einem kleinen Dorf mit 2000 Einwohnern an. Die Mutter ist mit den beiden jüngsten Brüdern noch in der Heimat geblieben. Da es mehr Flüchtlinge als Platz gibt, landet die kleine Familie außerhalb des Dorfes in einem ausrangierten Bahnwaggon und lebt dort mehr schlecht als recht. Als Martha erfährt, dass bereits vor ihnen jemand hier gelebt hat, wird sie neugierig.
In einem zweiten Handlungsstrang, der rund 40 Jahre vorher beginnt, lernt man Alois Roth kennen, einen aufgeweckten und schlauen Jungen aus Obergünzburg. Eben jener, der einmal selbst in dem Waggon vierter Klasse leben wird. Ich habe mir öfter gedacht, dass Alois Roth so viele Chancen gehabt hätte, wäre er nur in einer anderen Zeit geboren worden.
Beide Erzählstränge haben mich gefesselt und dafür gesorgt, dass ich das Buch nahezu auf einen Rutsch ausgelesen habe. Das Leben der Mensch war damals sehr hart und heutzutage kann man das ganze Ausmaß kaum erfassen. Es hat mich sehr berührt die beiden Schicksale zu verfolgen und man spürt, wie viel Liebe und Detail Robert Domes in den Roman gesteckt hat.
"Waggon vierter Klasse" hat mich sehr ergriffen, denn man spürt hautnah wie sehr die Menschen damals kämpfen mussten. Robert Domes hat erneut ein großesartiges Werk über ein wichtiges Stück Zeitgeschichte geschrieben.
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