Freitag, 19. April 2019

[Rezension] Liebes Kind

© dtv-verlag.de


Am ersten Tag verliere ich mein Zeitgefühl, meine Würde und einen Backenzahn. Dafür habe ich jetzt zwei Kinder und eine Katze. Einen Mann habe ich auch. Er ist groß, hat dunkles Haar und graue Augen. Unsere Fenster hat er mit Dämmplatten verschraubt. Er macht den Tag. Und die Nacht. Wie Gott.


Nachdem ich gefühlt überall positive Kritik zu diesem Buch gesehen habe, wurde meine Neugier gepackt und ich wollte es auch unbedingt lesen. Gesagt getan. Nun kann ich verstehen, warum dieses Werk allseits so beliebt ist, es hat mir definitiv eine schlaflose Nacht beschert. Ja nur eine...das Buch hat sich zu einem derartigen Pageturner entwickelt, dass ich es super schnell zu Ende gelesen hatte. Es aus der Hand zu legen, war zu keinem Zeitpunkt eine Option. 

Romy Hausmann setzt genau da an, wo die meisten Thriller für gewöhnlich aufhören. Eine junge Frau kommt ins Krankenhaus. Angeblich wurde sie in einer Hütte gefangen gehalten und konnte fliehen. Diese Zeit nach dem eigentlichen Martyrium nimmt viel Raum ein und liefert einen Thriller aus einem ganz anderen Blickwinkel als üblich. 
Wie findet man wieder zurück in sein Leben, nachdem man praktisch die Hölle auf Erden erlebt hat? Was machen die Medien mit einem? Wie gehen Bekannte und Familie mit dieser Situation um, wenn man endlich wieder "da" ist? Genau diesen Fragen widmet sich die Autorin und fesselt dabei den Leser gekonnt von der ersten Seiten an. 

Die Geschichte selbst wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, wodurch ein hoher Spannungsgrad entsteht. Einziges Manko waren für mich die Charaktere. Zwar spielen sie alle ihre Rolle durchaus überzeugend, aber leider konnte ich mich nur schwer auf sie einlassen. Ich hatte immer ein wenig das Gefühl ich würde alles aus weiter Distanz betrachten, wie ein Zuschauer beim Fernsehen, aber ich fühlte mich nicht als Teil von allem, nicht mitten drin. Das ist etwas schade, denn dann wäre der Thriller tatsächlich einer der besten die ich jemals gelesen hätte. Das ist allerdings meckern auf sehr hohem Niveau ;)


Mit "Liebes Kind" ist Romy Hausmann ein hochspannender Thriller gelungen, bei dem definitiv Suchtgefahr besteht. Die Figuren waren für mich nicht ganz perfekt ausgereift, aber alles in allem wurde ich großartig unterhalten und freue mich schon auf weitere Werke der Autorin.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Mit dem Abschicken deines Kommentars akzeptierst du, dass der von dir geschriebene Kommentar und die personenbezogenen Daten, die damit verbunden sind (z.B. Username, E-Mailadresse, verknüpftes Profil auf Google/ Wordpress) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhältst du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.